
Fachgespräch "Jugendliche stärken" der Deutschen Islamkonferenz, Nürnberg, 28. bis 29. Juni 2013
Vom 28. bis 29. Juni lud die Deutsche Islamkonferenz (DIK) und das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) VertreterInnen von Verbänden und Organisationen der Jugendarbeit bzw. Jugendverbandsarbeit, sowie muslimische Organisationen zu einem Fachgespräch "Jugendliche stärken" nach Nürnberg ein. Auf der Agenda stand der Austausch zu bestehenden und zukünftigen Konzepten, die sich an Jugendliche richten und zum Abbau von Stereotypen sowie Diskriminierungsformen beitragen. Ausgehend von den Erfahrungen der Anti-Rassismus-Arbeit (z.B. an Schulen) will die DIK Formate für die Arbeit mit muslimischen Gruppen, beispielsweise zur Prävention von Antisemitismus, sowie mit heterogenen Gruppen, zum Beispiel zum Abbau von Muslimfeindlichkeit, fördern und vernetzen. Im Mittelpunkt des Austauschs standen Konzepte und Ideen rund um das Prinzip der Peer-Education und der Ressourcenorientierung in der Arbeit mit Jugendlichen.
Das Gespräch war Teil einer dreigliedrigen Reihe, die am 9. September und 27./28. September fortgesetzt wird. Die DIK und das BAMF starteten zugleich eine Projektförderung, die sich an TrägerInnen und Organisationen der (politischen) Jugendarbeit sowie Jugendverbandsarbeit richten. Mit der Förderung sollen in den nächsten 2 Jahren konkrete Projekte und Aktivitäten gefördert werden. Neben der Stärkung und Kompetenzentwicklung von Jugendlichen umfasst die Förderung die Ausbildung und Weiterbildung von MultiplikatorInnen, zum Beispiel von LehrerInnen.
Auf der Veranstaltung am 28./29.9. wurden verschiedene Ergebnisse aus der empirischen Forschung und pädagogischen Arbeit vorgestellt. Ein Vertreter des Deutschen Jugendinstitut (DJI) aus Halle/Saale berichtete von der Evaluation der Projekte aus dem Bundesprogramm "Toleranz fördern - Kompetenz stärken" sowie einiger Projekte die mit muslimischen Jugendlichen arbeiten. Dabei wurde deutlich, dass sich für die Arbeit im o.g. Themenspektrum sowohl Chancen als auch Herausforderungen für die (politische) Bildungsarbeit ergeben.
- Ansätze, welche die Gleichwertigkeit von Jugendlichen (z.B. verschiedener Religionszugehörigkeiten) betonen, scheitern in der Realität an vorhandenen strukturellen Diskriminierungsformen, zum Beispiel der Ungleichheit bei der Ausübung des muslimischen Glaubens und christlicher Religionen
- Für PädagogInnen ergeben sich besondere Herausforderungen. Eventuelle Sanktionierungen können durch muslimische Jugendliche als Diskriminierung erfahren werden, da sie vorab mit Angehörigen der mehrheitsdeutschen Gesellschaft negative Erfahrungen erlebt haben
- In der Arbeit mit Peers/MultiplikatorInnen gilt die Teamzusammensetzung zu beachten, zum Beispiel indem gemischte Teams mit den Jugendlichen arbeiten (MultiplikatorInnen mit Migrationshintergrund)
- Im Themenfeld Antisemitismus funktionieren klassische Konzepte aus der mehrheitsdeutschen Bildungslandschaft, wie beispielsweise zur Aufklärung über den Holocaust nicht, beziehungsweise weniger. Jugendliche mit Migrationshintergrund finden einen schwierigen Zugang zur Thematik. Gut funktionieren Konzepte, die aktuelle Formen des Antisemitismus aufgreifen, wie beispielsweise den Nahost-Konflikt
Zusammenfassend hieß es, dass bestehende Konzepte aus der (politischen) Bildungsarbeit auch mit muslimischen bzw. heterogenen Zielgruppen funktionieren (können), allerdings muss hierbei die jeweilige Besonderheit der Zielgruppe(n) Beachtung finden und Anpassungen vorgenommen werden.
Die Teilnehmenden diskutieren anschließend in zwei Arbeitsgruppen über die Chancen und Grenzen des Peer-Ansatzes sowie der ressourcenorientierten Arbeit mit Jugendlichen. Dabei standen Fragen im Raum, wie Jugendliche durch andere Jugendliche sensibilisiert bzw. motiviert werden können, mit welchen Methoden gearbeitet werden kann, wie mit negativen Erfahrungen, zum Beispiel Diskriminierungserlebnissen, umgegangen werden kann sowie den Anforderungen an die PädagogInnen. Die Teilnehmenden des Gesprächs kamen aus der Bildungsarbeit, der Jugendverbandsarbeit und zivilgesellschaftlicher Projekte. Während der Workshop- und Vortragsphasen wurden die Ansätze und Konzepte vorgestellt. Ein Ziel des Fachgesprächs bestand in der Vernetzung der Initiativen und TrägerInnen, sowie in der Findung neuer Ideen und Ansätze. VertreterInnen des Bundesfamilienministeriums, den Bundesinnenministeriums, des Bundesamt für Migration und Flüchtlinge sowie der Robert Bosch Stiftung boten eine Beratung für zukünftige Projektanträge an.
Weitere Termine in der Reihe finden am
9. September "Fortbildung von Multiplikatorinnen und Multiplikatoren"
und
27./28. September "Internet nutzen" statt:
Das Netzwerk für Demokratie und Courage wird sich an den Veranstaltungen beteiligen. Das NDC verfolgt mit großem Interesse die Entwicklungen im Rahmen der Initiative und die daraus entstehenden Projekte bzw. Konzepte. Für das Saarland wurde im NDC bereits ein spezieller Projekttag für Jugendliche ab 15 Jahren entwickelt, der sich mit den Themen Kultur, Integration und anti-muslimischen Rassismus befasst. Weitere Informationen dazu erfahren Sie hier.
Weitere Informationen im Internet:
- Flyer zu den Fachgesprächen
- Projektförderung "Gemeinsam gegen gesellschaftliche Polarisierungen"
Wenn Sie sich für dieses Thema interessieren und weitere Informationen wünschen, wenden Sie sich an:
Netzwerk für Demokratie und Courage
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