
Nachgereicht: Bericht des Besuchs der Kommission Erwachsenenbildung des Arbeitskreis Deutscher Bildungsstätten beim NDC
Die politische Bildung in der Bundesrepublik sieht sich vor stetigen Veränderungen und Herausforderungen. Professionalisierung und Institutionalisierung sind dabei wichtige Schlagworte und umschreiben die Entwicklung seit den vergangenen Jahrzehnten. Veränderungsprozesse und Entwicklung benötigen Raum und Orte für Austausch, Reflexion und gemeinsame Weiterbildung. Die Kommission Erwachsenenbildung des Arbeitskreises Deutscher Bildungsstätten (AdB) führt in regelmäßigen Abständen Konferenzen und Fachtagungen durch, die Raum für Diskussionen, Weiterbildung und Transfer bereitstellen. In dessen Rahmen finden auch sogenannte Praxisbesuche statt, bei denen die Mitglieder der Kommission regelmäßig Projekte und Organisationen vor Ort aufsuchen. Am 11.09.2013 war die Kommission zu Gast bei der Bundesgeschäftsstelle des Netzwerk für Demokratie und Courage (NDC) in Dresden.
"Erfolgreiche Bildungsarbeit an Schulen und Ausbildungseinrichtungen seit 1999"
Das NDC gründete sich 1999 in der Absicht, die Auseinandersetzung mit Diskriminierung und menschenverachtenden Tendenzen an Schulen und mit Jugendlichen zu führen. Vor dem Hintergrund erstarkender rechter Strömungen in der Bundesrepublik (u.a. DVU Wahlerfolg in Sachsen-Anhalt, Brandenburg) und einer kontinuierlichen Bedrohung verschiedener Betroffener rechtsmotivierter Gewalt, suchte man den präventiven Ansatz im Kampf gegen Rassismus, Demokratiefeindlichkeit und andere Formen ausgrenzenden Denkens und Handelns. Das Netzwerk gründet sich durch die Initiative von Jugendverbänden, politischen und gewerkschaftlichen Gruppen sowie engagierten Einzelpersonen. Benjamin Winkler, Fachreferent der NDC-Bundegeschäftsstelle, erläuterte den Mitgliedern der Kommission dass eine der größten Herausforderungen und zugleich Erfolge des NDC in der schrittweisen Öffnung der Schulen für die Auseinandersetzung mit der Thematik bestand. Angefangen in Sachsen 1999, ist das NDC heute in 11 Bundesländern präsent und setzt jährlich 1500 Projekttage an Schulen und Berufsschulen um.
"Professionalität in der Prekarität"
Die VertreterInnen der Kommission Erwachsenenbildung des AdB konnten sich am 11.09. einen Überblick zur Arbeit und zu den Aktivitäten des NDC verschaffen. Ziel solcher Besuche des AdB ist der Praxistransfer zwischen Mitgliedern und Organisationen der politischen Bildung sowie eine Diskussion zu verschiedenen Fachthemen. Die Kommission traf sich vom 10.09. bis 12.09. in der Brücke-Most-Stiftung in Dresden zum Fachthema „Professionalität in der Prekarität“. In der Diskussion zwischen den Mitgliedern der Kommission und den VertreterInnen des NDC stellte sich heraus, dass viele Projekte und Initiativen unter erschwerten Bedingungen arbeiten, sich stetig um neue Förderungsmöglichkeiten bemühen müssen und sich dabei besonders für das Berufsfeld ‚politische Bildung‘ kontinuierliche Herausforderungen ergeben. Die Teilnehmenden stellten weiterhin fest, dass sich die Qualität der Arbeit weiter entwickelt und professionalisiert und sich den gegenwärtigen gesellschaftspolitischen Bedingungen angepasst habe. Vor diesem Hintergrund bot der Besuch der Kommission auch Gelegenheit über unterschiedliche Konzepte und Zugänge zu und mit den Zielgruppen zu sprechen.
"Verschiedene Konzepte, Zielgruppen und MultplikatorInnen"
Deutlich wurde dabei, dass die verschiedenen Ansätze nicht gegeneinander- sondern mit Blick auf Synergien und Ziele diskutiert werden müssen. So sprach sich ein Teinehmer dafür aus, dass besonders die Bearbeitung sensibler Themen wie die Auseinandersetzung mit Antisemitismus geschützte Räume und mehrtägige Veranstaltungskonzepte benötigen. Gleichzeitig sehe man aber den Erfolg des aufsuchenden Ansatzes des NDC, mit welchem jährlich tausende SchülerInnen bundesweit erreicht werden und somit anfänglich für Demokratie und gegen Diskriminierung sensibilisiert werden können. Aufmerksamkeit erzeugte der Aspekt, dass das NDC seine Bildungsarbeit nahezu komplett durch ehrenamtliche ReferentInnen (TeamerInnen, TrainerInnen) umsetzt. Fachreferent Winkler machte deutlich, dass das Engagement des NDC nicht auf SchülerInnen als Zielgruppe beschränkt bleibt. Zugleich möchte man jedes Jahr neue junge Menschen als MultiplikatorInnen ausbilden und diese im Engagement gegen Rassismus usw. unterstützen.
"Qualität fördern und erhalten"
Unter dem Blickpunkt einer Professionalisierung von Ansätzen und Konzepten stellte Fachreferent Winkler der Kommission die Qualitätsvereinbarungen des NDC vor. Das NDC sichert bundesweit seinen hohen Anspruch an Qualität und Zuverlässigkeit durch gemeinsame Vereinbarungen hinsichtlich gesetzter Standards, wie beispielsweise Ziele, Inhalte, der Umsetzung der Bildungsangebote und der Ausbildung von MultiplikatorInnen. Somit wird beispielsweise sichergestellt, dass neue MultiplikatorInnen des NDC (Teamende) in allen Bundesländern eine vergleichbare Ausbildung erhalten und dass die Projekttage für SchülerInnen unabhängig von den Bundesländern identisch umgesetzt werden. Die Teilnehmenden zeigten sich ebenso interessiert an der NDC-eigenen Evaluation, insbesondere an der Erzeugung wichtiger Daten für die Aktualisierung der Projekttage.
"Kooperation und Austausch"
Einig waren sich die Teilnehmenden darin, dass gute politische Bildungsarbeit kontinuierliche Strukturen benötigt, die sich in einem kooperativen Rahmen mit anderen Initiativen vernetzen und weiterbilden können. Der AdB sichert mit seinen Angeboten zur regelmäßigem Austausch und Praxistransfer eine solche Basis.
Wir bedanken uns beim Herbert-Wehner-Bildungswerk für die Nutzung der Seminarräumlichkeit und bei der Kommission Erwachsenenbildung des AdB sowie Frau Gila Zirfas-Krauel für die Ermöglichung von Transfer und Praxisaustausch.
Weitere Informationen und Kontakt erhalten Sie hier:
Netzwerk für Demokratie und Courage (NDC)
Bundesgeschäftsstelle
Könneritzstr. 5
01067 Dresen
Tel.: 0351/4810062
E-Mail: benjamin.winkler@netzwerk-courage.de
Internet: www.netzwerk-courage.de