
Rechtsextremismus ist keineswegs auf Deutschland beschränkt. Rechtspopulisten und Neonazigruppen agieren in zahlreichen Ländern Europas. Sie sind via Internet intensiv miteinander vernetzt, nutzen Aufmärsche und Konzerte, um ihre Anhänger zusammenzuführen und treiben einen regen Handel mit einschlägigen NS-Produkten. Erst allmählich vernetzen sich auch Gegeninitiativen.
Auf der Fachtagung zur politischen Bildung "Rechtsextremismus in Europa" der Bundeszentrale für politische Bildung (bpb) am 28./29. April 2010 in Bensberg berichteten Experten u.a. aus Ungarn, den Niederlanden, Schweden und Italien über rechtsextreme Bewegungen in diesen Ländern. Sie zeigten die bisherige Vernetzung und suchten gemeinsam mit den rund 120 Teilnehmenden aus den unterschiedlichsten Bereichen der politischen Bildung nach gemeinsamen Gegenstrategien.
In einem Einstiegsreferat erläuterte Suzette Bronkhorst, Generalsekretärin des International Network Against Cyberhate (INACH), aktuelle Tendenzen des Rechtsextremismus in Europa. Für Ungarn stellte die Publizistin Magdalena Marsovszky fest: "Die Vernetzung der Rechtsextremen ist sehr professionell. Viel professioneller als die der demokratischen zivilgesellschaftlichen Ebene." Gemeinsam mit Marsovszky berichteten Lisa Bjurwald vom "Expo Magazine" in Stockholm sowie Aram Mattioli von der Universität Luzern über die Situation des Rechtsextremismus in ihren Ländern.
In vier parallel stattfindenden Workshops hatten die Teilnehmenden anschließend die Möglichkeit, zivilgesellschaftliche Gegenstrategien kennenzulernen und Inspirationen für die politische Bildungsarbeit zu bekommen. Im Workshop „Alternativ: Jugendkultur ohne RechtsRock" legten Martin Langebach und Jan Raabe vom Verein Argumente und Kultur Bielefeld zunächst dar, wie dank eines ausgefeilten und überaus aktiven Netzes von Plattenfirmen, Vertrieben und Internetseiten die extreme Rechte Zugänge zu einer wachsenden Zahl Jugendlicher erhält. Im Mittelpunkt des zweiten Workshoptages stand die Beschaffenheit von Gegenstrategien, die an den Ansprüchen und Lebenswelten Jugendlicher ansetzen. Als best practice Beispiel diente dabei die Arbeit des Netzwerks für Demokratie und Courage (e.V.), das mit jungen Ehrenamtlichen antirassistische Projekttage an Schulen und Ausbildungseinrichtungen in Deutschland und Frankreich durchführt. Maria Grjasnow, Bildungsreferentin in der NDC-Bundesgeschäftsstelle in Dresden, und Vianney Aubert, Koordinator für das französische Netzwerk in Montpellier, stellten die Erfahrungen des NDC in der grenzüberschreitenden demokratiefördernden Bildungsarbeit anhand praktischer Beispiele vor.
Viel Raum für den persönlichen Austausch bot schließlich das Worldcafé „Get in Contact“, in dessen Rahmen sich 19 Initiativen aus ganz Europa vorstellten.
Eine Veranstaltung der Bundeszentrale für politische Bildung in Kooperation mit dem Informations- und Dokumentationszentrum für Antirassismusarbeit e. V. (IDA), der Akademie für Rechtskultur und Rechtspädagogik, dem Anne Frank Zentrum, dem Europazentrum Brandenburg-Berlin, dem Herbert-Wehner Bildungswerk, dem Informations- und Dokumentationszentrum für Antirassismusarbeit und dem Internationalen Bund.