Allgemeine Zeitung, 19.10.2012
"Demokratie muss gestärkt werden"
Landtagspräsident Mertes diskutiert mit Ingelheimer Schülern
„Wenn Schule nicht der Ort ist, der uns dazu führt, einfache
Botschaften zu hinterfragen, dann gibt es danach nicht mehr viele
Plätze.“ Schule als Ort der politischen Bildung, der kritischen
Auseinandersetzung und der Toleranz - für den rheinland-pfälzischen
Landtagspräsidenten Joachim Mertes war das bei seinem Besuch in
Ingelheim ein ganz zentraler Aspekt. Im Gespräch mit Schülern des
Sebastian-Münster-Gymnasiums (SMG) bekräftigte er ein ums andere Mal die
Notwendigkeit, das Demokratieverständnis möglichst frühzeitig zu
stärken. Dass am SMG in diese Richtung einiges geschieht, honorierte
Mertes ausdrücklich.
Lob für Initiativen
Die von Schülern vorgestellten Initiativen bezeichnete er als
vorbildhaft. Das mit rund 1800 Schülern größte Gymnasium im Land sei, so
Mertes, ein „Biotop der Möglichkeiten“. Seit Mai 2010 trägt das SMG den
Titel „Schule ohne Rassismus - Schule mit Courage“. Zudem ist man
Modellschule für Partizipation und Mitglied im „Netzwerk für Demokratie
und Courage“, das gerade vom Land den Preis für ein vorbildliches
kulturelles Miteinander erhalten hat. Das Gymnasium hat sich den Einsatz
für Demokratie und Toleranz auf die Fahnen geschrieben. Mit Leben
gefüllt werden diese Ziele durch Aktionen, die von der Schulgemeinschaft
initiiert und durchgeführt werden. Anlass für den gestrigen Besuch des
Landtagspräsidenten war der Aktionstag „Jugend kreativ gegen Rechts“.
Dabei wurde nicht nur über Rechtsextremismus und Fremdenfeindlichkeit
diskutiert, es wurden auch zwei druckfrische Bücher vorgestellt, die zur
kritischen Auseinandersetzung animieren sollen. Die Publikation „Gewalt
von Rechts“ ist vor allem für Lehrer und Eltern gedacht und liefert
Analysen, Hintergrundinformationen und Handlungsmöglichkeiten. „Einstieg
rechts - Ausstieg…?“ dagegen hat als Zielgruppe die Jugendlichen selbst
im Auge, die man durch jugendgerechte Texte für das Thema
sensibilisieren will. Aus dieser Publikation lasen Bernadette Boos und
Reiner Engelmann, die beiden Herausgeber, ausgewählte Texte vor.
In der von Dr. Una Patzke (Landeszentrale für politische Bildung)
moderierten Diskussionsrunde machten die Schüler im Anschluss ausgiebig
von der Gelegenheit Gebrauch, Fragen an die Referenten zu richten. Dabei
war vor allem die Meinung des Landtagspräsidenten gefragt.
Thema Rechtsextremismus
Die Zehntklässler erkundigten sich, was das Land konkret gegen
Rechtsextremismus tue oder was Joachim Mertes von einem NPD-Verbot
halte. Gefragt wurde er auch, ob in sozialen Netzwerken eine Gefahr für
die Demokratie bestehe. Eine Schülerin wollte schließlich wissen,
inwieweit die Gesellschaft verpflichtet sei, rechtsextremistische
Meinungen auszuhalten. Man dürfe sich nicht jener Mittel bedienen, die
die Rechtsextremisten anwendeten, forderte Joachim Mertes. Vor allem
Gewalt sei keine Lösung. Man müsse es mit Diskutieren versuchen - auch
wenn dies im Einzelfall schwierig sei, so der Appell des
Landtagspräsidenten an die Ingelheimer Gymnasiasten.
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