
Update 3.1.2013
Über die Dialogkonferenz "Neonazismus in Sachsen" ist inzwischen eine knapp zehnminütige Videoreportage entstanden. Diese kann über die Plattform Youtube angesehen werden.
Abschlusserklärung der Dialogkonferenz zu „Neonazismus in Sachsen – Statusberichte, Handlungsbedarf und hoffnungsvolle Ansätze“ am 14.12.2012 im Dresdener Hygienemuseum
Bis zu 140 Menschen besuchten die Dialogkonferenz und nahmen an den zahlreichen Gesprächsrunden (Spot ons) und Workshops teil (-> Programm). Die TeilnehmerInnen begaben sich dabei auf die Suche nach Orten des Neonazismus und menschenverachtender Ideologie in Sachsen, beispielsweise im Umfeld des Sport, der Familie sowie im öffentlichen Raum. Verschiedene ExpertInnen und Initiativen waren eingeladen worden, den TeilnehmerInnen ihre Erlebnisse und Erfahrungen zu schildern. In der zweiten Runde der Dialogkonferenz beschäftigten sich die TeilnehmerInnen mit der Frage "Was wirkt?" und diskutierten verschiedene erfolgreiche Ansätze, gegen Neonazis und menschenverachtende Ideologie vorzugehen und zugleich demokratische Werte und Kultur zu etablieren. Begleitet wurde die Veranstaltung durch eine Lesung und ein Interview mit dem Publizisten Toralf Staud sowie eine Theatereinlage der Gruppe "Theater la lune". Am Ende der Veranstaltung wurde eine Abschlusserklärung erstellt, die u.a. auf den Ergebnissen der Workshops basierte.
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Zum Abschluss der Dialogkonferenz „Neonazismus in Sachsen – Statusberichte, Handlungsbedarf und hoffnungsvolle Ansätze“ erklären wir, die Organisatorinnen und Organisatoren des DGB Sachsen, des Netzwerks für Demokratie und Courage in Sachsen (NDC), sowie die 130 Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Konferen:
Wir können uns in Sachsen nur dann wirkungsvolle gegen Neonazismus engagieren, wenn die vielen kleinen und großen, alltäglichen, tragischen sowie schockierenden Geschichten über Probleme mit menschenverachtenden Einstellungen und Neonazismus ausreichend in der gesellschaftlichen Öffentlichkeit sowie durch politisch Verantwortliche wahrgenommen werden. Betroffene rechter Gewalt benötigen professionelle und finanzielle Unterstützung. Zivilgesellschaftliche Akteure, die sich gegen Neonazismus in Sachsen engagieren, müssen in ihrer Arbeit sowie in ihren Erfahrungen ernst genommen, respektiert und finanziell unterstützt werden. Gerade in Sachsen, wo das NSU-Tätertrio jahrelang unbehelligt leben konnte und ihre rassistischen Morde geplant hat, muss die Arbeit für eine demokratische Kultur auf eine sichere Basis gestellt werden.
Von den politisch Verantwortlichen im Freistaat Sachsen fordern wir:
- Eine jährliche unabhängige und umfassende qualitative Einstellungserhebung zu menschenverachtenden Einstellungen im Freistaat Sachsen in Auftrag zu geben (Sachsen Monitor). Menschenverachtende Einstellungen sind ein Problem in Sachsen. Nur eine repräsentative Einstellungsstudie kann Grundlage für verbesserte Präventionsmaßnahmen und Bildungsaktivitäten darstellen
- Eine gesicherte und verlässliche Finanzierung zivilgesellschaftlicher Projekte zur Förderung demokratischer Kultur. Die fachlich fragwürdige Umschichtung der Mittel im sächsischen Förderprogram „Weltoffenes Sachsen für Demokratie und Toleranz“ (WOS) muss zurückgenommen werden
Ergebnisse der Workshops:
1.) Strategien für den ländlichen Raum
Klare Standpunkte gegen menschenverachtende Einstellungen und Neonazis beziehen und kommunizieren.
Niedrigschwelliege Angebote offerieren, um Anknüpfungspunkte zu schaffen.
Externe Unterstützung heranziehen (beispielsweise durch Mobile Beratungsteams), um nicht als Nestbeschmutzer angeprangert zu werden.
Netzwerke schaffen um den Austausch zwischen politisch engagierten Menschen zu stärken.
2. Umgang mit Aufmärschen in sächsischen Städten
Unterschiedliche Aktionsformen gegen Naziaufmärsche tolerieren und akzeptieren.
Trotz unterschiedlicher Aktionsformen Kommunikation sowie Moderation zwischen den unterschiedlichen Akteuren sowie gegenüber staatlichen Organisationen gewährleisten.
Für Vertrauen bei Polizei und Ordnungsamt für die eigenen Aktionen werben.
3. Umgang mit menschenverachtenden Einstellungen in Schule und Ausbildung
Sich als Schule klar gegen menschenverachtenden Einstellungen positionieren und sich inhaltlich weiterbilden.
Interne und externe Unterstützung suchen und annehmen.
Anerkennung durch Schulleitung für Menschen, die sich gegen menschenverachtende Einstellungen in der Schule und Ausbildung engagieren.
4. Umgang mit dem Thema Asyl in der Kommune
Öffentliche Räume öffnen, Selbstbestimmung und Partizipation Asylsuchender ermöglichen.
Kommunalpolitikerinnen und -politiker ansprechen und in politischen Prozesse integrieren anstatt sie anzuprangern.
Die Abschlusserklärung können Sie auch hier herunterladen (PDF, 250KB)
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Die Dialogkonferenz wurde veranstaltet vom DGB Sachsen und der Courage-Werkstatt für Demokratische Bildungsarbeit (NDC) und durch zahleiche Organisationen und PartnerInnen unterstützt.
Fragen und Anregungen zur Veranstaltungen und dieser Abschlusserklärung richten Sie bitte an:
Courage-Werkstatt für demokratische Bildungsarbeit e.V.