Die Universität Bielefeld (Institut für interdisziplinäre Konflikt- und Gewaltforschung) veröffentlichte vor Kurzem ihre neuste Mitte-Studie, mit welcher u.a. menschenfeindliche und neonazistische Einstellungen in der Bevölkerung gemessen werden. Demnach ist die Abwertung und Ablehnung bestimmter sozialer Gruppen weiterhin stark vertreten und liegt, je nach Gruppe zwischen 10% und 50% Zustimmungswert. Die Zahlen bestätigen eine Spaltung der Gesellschaft entlang von Werten und Einstellungen. Neben Einkommen, Bildung und Geografie ist es vor allem die politische Grundhaltung, welche zu einer menschenfeindlichen oder menschenfreundlichen Haltung führt. Die Studie zeigt klar einen Zusammenhang zwischen negativen Einstellungen gegenüber sozialen Gruppen, gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit sowie einer politischen Radikalität welche die Demokratie ablehnt oder dieser feindlich gegenübersteht.
Das NDC sieht in den Ergebnissen der Studie einen Handlungsauftrag. Immer größere Teile der Bevölkerung entfernen sich von einem demokratischen und menschenfreundlichen Werte- und Weltbild, diese Entwicklung fordert Antworten: „Eine demokratische Haltung zeigt sich insbesondere in der Fähigkeit und der Motivation, andere Menschen oder Gruppen von Menschen nicht auszugrenzen und gemeinsam Lösungen für Herausforderungen zu finden.“, sagt Ralf Hron, Vorstandsvorsitzende des NDC. Zwar leisten Institutionen wie das NDC seit Jahren intensive Arbeit und klären auf, dieses Engagement reicht jedoch nicht aus: „Wenn wir die Ergebnisse der Mitte-Studie ernst nehmen, braucht es an vielen Stellen Anstrengungen, um menschenfeindliches Denken zurückzudrängen, im Verband, im Unternehmen, in der Aus- und Weiterbildung sowie in der Verwaltung“, so Hron weiter. Die Aufgabe von Bildungsarbeit muss es sein, Menschen miteinander ins Gespräch zu bringen: „Hier braucht es mehr Kommunikationsräume und vor allem Zeit für den Dialog.“
Mit großer Sorge beobachtet das NDC die Entwicklungen im Bereich organisierter gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit. Akteure des Rechtspopulismus sowie der Neuen Rechten versuchen gezielt Sorgen vor Abstieg und gesellschaftlicher Modernisierung mit einem identitären Angebot zu beantworten. Sie schüren Vorurteile und Ängste vor sozialen Gruppen wie beispielsweise Geflüchtete und behindern den demokratischen Dialog: „Um auf solche Entwicklungen zu reagieren, braucht es mehr Aufklärungsarbeit und eine Stärkung jener Kräfte, die sich für Dialog und demokratischen Austausch einsetzen“.
Das NDC richtet sich mit einem breiten Angebot an die Bevölkerung: Dazu gehören Seminare, Trainings und Beratung: „Aktuell arbeiten wir daran, unsere Themen und Vorgehensweisen in die Aus- und Weiterbildung von pädagogischen Fachkräften zu integrieren, um noch mehr Wirkung erzielen zu können.“, sagt Hron abschließend.
Zum NDC:
Das NDC ist ein bundesweites Netzwerk. Es besteht aus unterschiedlichen Organisationen und Personen. Gemeinsamer Nenner ist das Bestreben, sich für demokratische Kultur und Strukturen einzusetzen. Getragen wird das Netzwerk durch rund 600 ehrenamtliche MultiplikatorInnen, welche politische Bildungsarbeit umsetzen. Mehr Infos gibt es hier: www.netzwerk-courage.de
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